7. Juni 2017

"Trumpen rabunken! Covfefe schtonk!"

Nun ist es also passiert. Am vergangenen Donnerstag hat der amerikanische Präsident das gemacht, was nach dem augenscheinlich einhelligen Urteil unseres polit-medialen Komplexes den Tatbestand eines Kapitalverbrechens erfüllt: Er hat ein Wahlversprechen eingelöst. Die Ankündigung, sich aus dem Pariser Klimaabkommen, dem Accord de Paris, beschlossen im Dezember 2015 auf der jährlichen Weltklimakonferenz und im November 2016 in Kraft getreten, zurückzuziehen, hat denn auch übergreifend durch die hiesigen Lager ein Beben auf der nach oben offenen Betroffenheits- und Empörungsskala ausgelöst. Wie zum Beweis, daß man wieder einmal keine Parteien, sondern nur noch Deutsche - Entschuldigung: Schonlängerhierseiende (SLHSs) - kennt, oblag es der Führung der nominellexistenten Opposition im Bundestag in Gestalt von Frau Katja Kipping, das Offenkundige auszusprechen: 
"dieser Austritt aus dem Klimaschutz ist eine Kriegserklärung" 
- freilich nicht nur an die Deutschen oder den Alten Kontinent, sondern gleich "an den Planeten" - aber da Mutter Gaia über wenige schlagfertige Divisionen verfügt, wird es wohl wieder einmal an den Deu...den Längerhieranwesenden hängenbleiben, den Fehdehandschuh aufzunehmen.


Auch die "Größte Kanzlerin aller Zeiten," wie sie zuweilen von historisch Ahnungslosen tituliert worden ist, die mächtigste Frau der Welt, die Wonder Woman der Politik, sie, die verwirklichte, was in der Antike allein einer Gestalt der Sage vorbehalten blieb - Helena von Troja, die vom Doktor Faustus in der ersten dramatischen Bearbeitung dieses, nunja, ur-schonlängerhiesigen Stoffes von Christopher Marlowe von 1592, wo sie dem Teufelsbündler von seinem Vertragspartner Mephistophilis (ein vorbildlicher Vertrag, der gottlob, sit venia verbo, keine Kündigungsklausel umfasst) aus dem Jenseits herbeigeschafft wird, und der sie so beschreibt: "was this the face that launch'd a thousand ships?" - "War dies der Blick, der tausend Schiffe trieb / Ins Meer...?" - die Leader of the Free World also (so einhellig der Guardian, der Independent und die Washington Post) wandte sich an Ihre Völker mit den Sätzen:
"Entschlossener denn je werden wir in Deutschland, in Europa und in der Welt alle Kräfte bündeln. Diese Entscheidung kann und wird uns alle, die wir uns dem Schutz unserer Erde verpflichtet fühlen, nicht aufhalten. Lassen Sie uns gemeinsam den Weg weitergehen, damit wir erfolgreich sind für unsere Mutter Erde. Wir brauchen dieses Pariser Abkommen, um unsere Schöpfung zu bewahren. Nichts kann und wird uns dabei aufhalten."
Nun ist es nach den Erfahrungen der letzten hundert Jahre wohl ratsam, wenn ein Regierungschef in Deutschland "entschlossener denn je" gleich auf die ganze Welt abhebt und schwört, nichts und niemand werde uns aufhalten, ja könne es nicht einmal, für die nächsten Jahre weitab von den industriellen Zentren als Einsiedel Zuflucht zu suchen, während die SLHSs die Schöpfung, diesmal gendergerecht, Friedensursel sei Dank, nicht bis zur letzten Patrone, sondern bis zur letzten Matrone verteidigen. Oder, um ihre Worte in jenes Idiom zu übersetzen, das nach der festen Überzeugung unserer Regierung von jedermann durch bloßes Anschauen unmittelbar eingängig ist, handele es sich auch um einen Analphabeten ohne ein Wort Deutsch, also der "Leichten Sprache":
Eder Strabnitz hüppensett!
In Tomania wir sei straff. Mit der straffen! Sie straffen!!
Tomania mit der grötzte Erneuerbare in der Welt!
Wir sind die Grötzte alles, und einer to sacrifice!
Und einer strutten tighten de belten!
Schulz Schulz! Da krützt einer nach der Europe!
Und der Stukken mit der Vint! Und der Stukken mit der Sunn!
Trumpen rabunken! Covfefe schtonnnck!
(Off-Kommentar: "Nachdem die Kanzlerin an keiner großen Nation außer der eigenen ein gutes Haar gelassen hat, beteuert sie, dass sie mit der übrigen Welt in Frieden leben möchte. Die Übertragung ist hiermit beendet.")

Angesichts der Aussicht auf herrliche Zeiten möchte man ungern die Rolle des, nun, Party-Pupsers übernehmen. Deshalb sei hier auch nicht darauf hingewiesen, daß das Pariser Abkommen, das vor eineinhalb Jahre als Nachfolger des 2015 ausgelaufenen Kyoto-Protokolls beschlossen wurde, eine reine Absichtserklärung ist - was damals auch weidlich von den Gläubigen an die drohende Überhitzung des Erdballs durch menschliches Zutun moniert und beklagt wurde. Es finden sich darin - anders als im Vorgängervertag - keinerlei Festlegungen auf zukünftige Emissionsziele, auf deren Reduktion oder auf Sanktionsmöglichkeiten im Fall einer Nichteinhaltung. Es handelt sich nur um die Aufrechterhaltung des Augenscheins, das einen von Jahr zu Jahr sich durch die Jahrzehnte perpetuierenden Konferenzen- und Inszenierungszirkus mit einem dünnen Papiermäntelchen umhüllt, der längst zum Selbstzweck geworden ist, Genau diese Goodwill-Verlarvung machte es den Vereinten Nationen möglich, auf die Zahl von 195 Signatarstaaten zu kommen, die nichts dagegen hatten, an einer Unterschriftenliste des Typs "Wir finden Weltrettung supi" teilzunehmen, dies aber nicht um den Preis möglicher tatsächlicher Einschränkungen des eigenen industriellen Wachstums. (Wobei sich die Frage anschließen würde, wie die effektive Durchsetzung solcher Sanktionen ohne den Willen der Betroffenen überhaupt ins Werk zu setzen wäre, vor allem, wenn es sich dabei um eine künftige Weltwirtschaftsmacht wie China handelt.) Und so findet sich im Vertragstext den auch im im Artikel 28 der Passus:

1. At any time after three years from the date on which this Agreement has entered into force for a Party, that Party may withdraw from this Agreement by giving written notification to the Depositary.
2. Any such withdrawal shall take effect upon expiry of one year from the date of receipt by the Depositary of the notification of withdrawal, or on such later date as may be specified in the notification of withdrawal.
3. Any Party that withdraws from the Convention shall be considered as also having withdrawn from this Agreement.
Mit anderen Worten: egal ob dieser Vertrag für die USA als ein bindender staatlicher Vertrag betrachtet werden kann oder nicht - vor ein paar Tagen gab es dazu in der Washington Post einen Beitrag von Eugene Kontorovich, Professor für Verfassungs- und Internationales Recht, der darauf hinwies, daß das Pariser Abkommen nicht durch Beschluss des Kongresses in Kraft gesetzt wurde, sondern durch eine "sole executive agreement", eine Anordnung Barack Obamas, und daß die lange Sperrklausel, die die Amtszeit eines einzelnen Präsidenten überschreite, dem Zweck dieser Kurzschließungen des langwierigen parlamentarischen Prozesses wiederspreche - es gibt am Ausstieg nichts zu monieren. Zudem hat Trump angekündigt, neue Verhandlungen über dieses, nun ja, Vertragswerk auf die Tagesordnung zu setzen, um nach deren Abschluß oder Scheitern endgültig darüber zu entscheiden.

Es sei auch nicht erneut darauf hingewiesen, daß die seit Jahrzehnten angekündigte Klimakatastrophe, der mit diesem Vertrag ein apage ananas entgegengehalten werden soll, bislang durch strahlende Abwesenheit glänzt, daß sie lediglich in den Computermodellen der Klimamodellierer stattfindet, die sämtlich beim Abgleich mit den empirischen Daten der Temperaturentwicklung versagt haben, daß alle Termine über das Versinken von Inseln, die Zunahme von Dürren und Orkanen, von Versteppung und massenhaftem Artensterben verstrichen sind, ohne daß einer der apokalyptischen Reiter am Horizont erschienen ist, nicht darauf, daß große Teile der in diese Modelle eingeflossenen Daten augenscheinlich manipuliert oder selektiert wurden, daß sich die Klimaentwicklung der letzten Jahre völlig im natürlichen Schwankungsrahmen nach der Erwärmung der kälteren Periode der Kleinen Eiszeit bewegt und zurzeit noch erheblich unter den Werten des Klimaoptimums der Römerzeit oder der Mittelalterlichen Warmzeit liegen. Oder daß der leichte Erwärmungtrend, der Ende der 1970er Jahre den leichten Trend zur Abkühlung ablöste, seit 1998 einem Stillstand gewichen ist, der sich nach den Abklingen des El Niños der letzten zwei Jahre wieder eingestellt hat. Wie meinte ein finstrer Klimaleugner vor einigen Jahren noch sarkastisch: "Sagt bitte Bescheid, wenn die Gräber der alten Wikinger auf Grönland ohne Hilfe von Preßluftmeißeln ausgegraben werden können." Auch nicht, daß der wichtigste Faktor bei der Temperaturregelung der Atmosphäre, die Wolkenbildung und - bedeckung (Wasserdampf ist als Treibhausgas doppelt so effektiv wie Kohlendioxyd oder Methan; wenn er dagegen zu Wolken kondensiert, wird der größte Teil der einfallenden Strahlung zurück in den Weltraum reflektiert), weiterhin überhaupt nicht Eingang in eins dieser Modelle findet. All das ist tausend Mal gesagt worden, und tausend Mal wurde erkennbar, daß das Kommandounternehmen Weltrettung keinen Raum für empiriegestützte Hinterfragung vorsieht, sondern nur für seine Bestätigung.

Und somit sei auch kein Zweifel an dem Apriori angemeldet, daß der Alte Kontinent, mit Merry Old Germany als Exportweltmeister an der Spitz', Vorreiter bei der Reduktion des Klimagiftes CO² ist, während die hemmungslose Fixierung auf den Turbokapitalismus die USA aufs Sünderbänkchen verweist. Deswegen sei auch von einem Blick auf die beiden folgenden Graphiken abgeraten:



- wo der Stillstand der Emissionen seit dem Jahr 2005 (und ein Anstieg im letzten Jahr) deutlich wird (Quelle: Umweltbundesamt.


- wo die analoge Enwicklung in den Vereinigten Staaten zu sehen ist.

Der Schutz der Religionen und ihrer Glaubenslehren vor Kritik, Zweifel und der Meßlatte historischer und empirischer Forschung ist für uns, nun ja, heilig, man könnte ihm ein Essential der gegenwärtigen Leitkultur sehen, ihr Zweck einer Sinnstiftung und spirituellen Behausung einer entgötterten Welt offenkundige Staatsraison. Und selbstredend gilt dies auch für die Klimareligion.  


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Ulrich Elkmann

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